Hallo und guten Tag alle zusammen,
Urlaub haben heißt Zeit haben, heißt das Leben entschleunigen, und wer könnte das besser als ein Taucher, der mit der sagenhaften Geschwindigkeit einer Schlaftablette austariert, also schwerelos durch das Wasser dümpelt und sich mal mit einem Süßwasserkrebs amüsiert und mal die Details eines unerschrockenen fingerlangen Barsches aus allernächster Nähe studiert.
Urlaub haben heißt aber auch mal wieder zurück finden zu sich selbst, heißt Zeit zu haben für Gedanken, worüber die im speziellen gehen mögen, muss jeder für sich entscheiden. Ich habe da eine Prioritäten liste wie sicher jeder von euch. Auf meiner Prioritätenliste steht das rauchfrei Forum relativ weit oben, erst Recht jetzt im Urlaub, dem ersten rauchfreien tatsächlichen Urlaub seit 33 Jahren.
Aus diesem Urlaub heraus möchte ich euch heute eine erste Karte schreiben, virtuell, verbal, denn leider kann man hier nichts mit Bildern untermauern. Also bleibt es an euch hängen, an eurer Fantasie, euch das vorzustellen, was ich beschreibe. Mag der ein oder andere denken, dass dies hier kein Reiseforum ist und kein Blog für Urlaubserlebnisse, die Priorität der Forums liegt auf der Rauchentwöhnung. Achnee, nu sach mal an, echt? Das war mir bekannt und wird mir weiter bekannt bleiben, es bleibt aber bei aller Priorität und Themenschwerpunkt jedem selbst überlassen, was alles mit in die Rauchentwöhnung hineinspielt.
Für mich galt es heute die erste Situation vom Rauchen abzuknüpfen, die Jahre lang, Jahrzehnte lang mit einer Zigarette, in meinem persönlichen Fall einem Zigarillo verknüpft war. Stellt euch diese Situation wie folgt vor.
Ihr seit in der Endmoränenlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns, also eine wellige Landschaft mit sanften kleinen Hügeln und Wellen, Wellentälern und deren Kronen. Raps- und Maisfelder bieten dem Auge wenig Hindernisse bis zum Horizont, da und dort ist ein Bauernhof oder gar die ein oder andere kleine Ortschaft in die Landschaft gekleckert worden. Es ist Frühsommer, Feldlerchen steigen jubelnd zum Himmel auf, man kann sie nicht sehen, nur hören, irgendwo schreien Kiebitze. Inmitten dieser Landschaft liegt ein kleiner See, abseits der Ortschaft nach der er benannt ist. Naturbefestigte Feldwege führen zu ihm, entstanden ist er zu Zeiten des Nationalsozialismus, als dort in bescheidenen Mengen Kies abgebaut wurde.
Doch diese Zeiten sind viele Jahrzehnte her, seit sehr sind der kleine und der daneben liegende größere See geflutet. Im größeren vergnügen sich die Angler und Sportfischer, den kleineren hat das Land MecklenburgVorpommern salomonisch weise den Tauchern vorbehalten. So kommt jeder auf seine Kosten, der Tourismus allemalen. Am See steht ein weißer Transporter, es herrscht noch Stille. Ich sage bewusst noch, denn mit einem Mal hört man trotz des intensiven Gequarrs der Heerscharen der Frösche und Vogelgesangs Zischen und Brodeln und Blubbern, und drei Taucher strecken erst die Köpfe durch die Wasseroberfläche, bevor sie dann ganz langsam und ruhig dem Wasser mit Geplätscher entsteigen.
Sie gehen tropfend und triefend miteinander redend zum Transporter, der wird von einem der drei geöffnet und dann geht es los. Zementmischwannen werden aus dem Transporter gezogen, Decken ausgebreitet und langsam entledigen sich alle der nassen Ausrüstung und pellen sich aus den Neoprenanzügen. Halt halt halt. So ganz stimmt das nicht. Zwei der drei älteren Herren tuen das noch nicht. Sie rauchen erst mal eine Zigarette. Der andere tut wie beschrieben, langsam, ruhig, ohne Hektik, entledigt er sich seiner Ausrüstung und schält sich aus dem Anzug, trinkt dabei aus einer Thermokanne einen Becher Kaffee.
Die anderen beiden - sie rauchen noch - stehen dabei schwatzend am See, schauen auf ihn, schauen auf die Landschaft. Der dritte gesellt sich dazu, mit seiner Tasse Kaffee, alle drei schwatzen wie "ahl Männer" halt schwatzen, heißt, einmal pro Minute sagt einer einen Satz, zu dem die beiden anderen dann zustimmend nicken oder eventuell mal "hmmmmm" sagen.
Was sonst für mich die Deko-zigarette war, ist jetzt eine Tasse Kaffee. Das war so für mich das erste Mal.
Hatte ich ein Problem damit? - Nein, aber es fühlt sich noch neu an, ungewohnt.
Habe ich etwas vermisst? - Nein, bei genauerer Betrachtung nicht, auch nicht jetzt, zwei Stunden später.
Hat mich das Rauchen der anderen gestört? - Ganz und gar nicht.
Fühle ich mich besser mit Kaffee statt Zigarette? - Ja. Ja ja und nochmal ja. Ja, [b]aaaber[/b], ohne alles wär es möglicherweise doof geworden. Es war gut, sehr gut, dass ich mir meine Thermokanne mitgenommen hatte und mit dem Kaffee so etwas hatte, um mit meinen Buddies nach dem Tauchgang etwas zu haben, an dem ich mich festhalten konnte. Kaffee danach statt Zigarette danach, ihr versteht? :wink:
Es grüßt freundlich Daniel jetzt nicht aus dem Plänterwald, dafür von Usedom winkend