Hallo und guten Morgen zusammen,
an anderer Stelle hatte ich bereits darüber gesprochen, mein Montag, jener nach dem besagten Wochenende, bei dem meine Stimmung kurzfristig auf unter Null Grad fiel, war irgendwo eine Mischung aus purem Slapstick und Komödie, heute, zwei Tage später kann ich drüber lachen, könnt ihr es auch?
Alles begann damit, dass ich früh aufstand, ausgeruht war, gut geschlafen hatte, mich fit genug fühlte, den Anforderungen des Tages gegenüber zu treten. Es passiert in letzter Zeit nicht mehr sehr oft, dass ich vor dem Wecker wach werde, an diesem Montag war es wieder soweit. Und in dem Moment, wo ich, noch immer mehr oder minder bewegungslos im Bett lag und meine Situation langsam zu vergegenwärtigen versuchte, hörte ich sie, sie, meine Katzen.
Sie mussten den Lärm gehört haben, den meine Augenlider machen, wenn ich diese beim wach werden öffne. Inbrünstig jammerten beide vor meiner verschlossenen Schlafzimmertür ihren Hunger und das damit verbundene Elend in die kleine Katzenwelt, die aus einer behaglichen Zweizimmerwohnung irgendwo in Berlin-Baumschulenweg besteht. Das kann man nicht lange mit anhören, auch möchte ich meinen Nachbarn diese durch Mark und Pfennig gehenden Einlagen ersparen, also stand ich endgültig auf und schälte mich aus dem Bett.
Zunächst gehe ich dann immer erst mal in meine Küche, um der Kaffeemaschine einen Auftrag zu erteilen. Im Regelfall klappt das gut und problemlos, so auch an jenem Montag. In der Küche ein Blick aufs Außenthermometer, alles klar, mit der Temperatur kann man in dieser Jahreszeit leben, kein Schnee, prima, dann geh mal in den kleinen Lesesaal, verrichte dort erste Geschäfte, im Trumpschen Zeitalter Deals genannt, oder als alternative Fakten dargestellt: produziere biologisch abbaubare Stoffwechselendprodukte.
Das Zähneputzen inbegriffen konnte ich meine übliche Morgentoilette noch ohne nennenswerte Probleme erledigen und saß eine Viertelstunde später am Rechner, frischen Kaffee neben mir, während meine Katzen sich über das miese fleischliche Industrieprodukt hermachten, für das sie mir kurz zuvor noch ihre Seelen verkauft hätten. Es ist schon erstaunlich, wie authentisch wirkend sich eine 6,5 Kilo schwere Kreuzung aus Schuhwichsbürste, Nähmaschine und geplatztem Sofakissen maunzend um die Beine schmiegen kann und dabei folgende Botschaft vermittelt: Kuck mal wie schlank Hunger macht.
So hatten wir drei, die wir die kleine Katzenwelt bewohnen, unseren Spaß und unsere Rituale. Irgendwann war es dann soweit, ich musste zur Ärztin. Angetan mit der anderen Lederhose, der schicken, der für Depeche Mode Konzerte und andere rare Ereignisse reservierten ging ich also los, die Straße lang, an allen Schaufenstern vorbei und gelangte irgendwann in jene kleine Seitenstraße kurz vor dem S-Bahnhof. Am Praxiseingang ein Schild mit folgender Botschaft: Wir machen Urlaub, vom 30.01 bis zum 03.02. :| Hmmmmmm. Soso.
Da stand ich nun, las noch das klein gedruckte, es wies die Vertretungen aus. Die wollte ich nicht, denn meine Ärztin kennt als meine Hausärztin alle wissenswerten Details zu meinem akuten Problem und wie alles zusammen hängt. Was mache ich nun aber? Ich hatte meinen Fotorucksack dabei, darin ist immer ein Baumwollbeutel, denn ich wollte auf dem Rückweg von der Ärztin noch solche Banalitäten wie Milch und anderes einkaufen. Dazu war es nun aber immer noch zu früh, denn, es war immer noch kurz vor acht Uhr.
Nun, dachte ich so bei mir, sei schlau, nutze die Chance und bearbeite dann statt dessen eine andere Baustelle. Bearbeite den Investitionsstau bei deinen Hosen, vornehm ausgedrückt. Man erinnere sich, die Alltags Cargo Lederhose war hinten, eine andere Cargohose vorne aufgeplatzt. Abgesehen von der empfindlichen Kühle, die solcher Art klimatisierte Beinkleider bieten, wo man sonst, zumal in dieser Jahreszeit wohlige Wärme sucht, ist da auch immer noch das Moment der Peinlichkeit.
Also, fasse Mut christliche Seele, du bist hier gleich am S-Bahnhof, grad mal einen Steinwurf entfernt, fahr also die eine Station, lächerliche drei Minuten und du stehst in dem, was man heutzutage Deutsch eine Mall nennt. Ohne die Islamisierung des Abendlandes zu befürchten schütze ich gerne die deutsche Sprache und nenne es noch immer Einkaufspassage, ihr alle wisst, wovon ich rede. Eins jener Gebäude, in denen Mann wie Frau alles findet, um glücklich zu sein, von A wie Abrißbirne bis Z wie Zahnprotesenreiniger.
Gesagt getan, es dauerte nicht lange, und ich stand in der Passage, es war auch schon etwas später, nicht mehr zehn Minuten vor, sondern 10 Minuten nach acht. Textilgeschäfte, Herrenausstatter und anderes dieser Branche öffnet noch nicht um diese Zeit. Was also tun? In den nächsten Kiosk, eine Tageszeitung kaufen, danach gleich nebenan zur Bäckerei, ein belegtes Blödchen bitte. In der Passage ein anmutig und meditativ plätschernder Brunnen, Bänke drum herum, einladend um sich hinzusetzen und Zeitung zu lesen und dabei das Blödchen zu vernaschen.
Hört sich gut an, oder? Dumm war nur, dass ich den Wasserfleck auf dem Gold gesprenkelten Granitmarmor der Bank nicht gesehen hatte. Und als ich ihn bemerkte, war es bereits zu spät. Mein Hosenboden wurde an unangenehmer Stelle von einem beträchtlichen Wasserfleck verziert. Wieder einmal schwand wohlige Wärme, wurde ersetzt gegen feucht klamme Kühle, die nicht eingeweihte zu falschen Rückschlüssen bezüglich meiner Kontinenz verleiten musste.
Fortsetzung folgt, Dienst geht vor, ihr werdet es verstehen, da bin ich mir sicher.
Es grüßt Daniel der Plänterwäldler,
heute wieder Nachteule