Hallo und einen verspäteten guten Tag euch allen miteinander,
noch während ich hier die ersten Zeilen schreibe, nehme ich Nahrung zu mir, feste Nahrung, der Rest eines zugegebener Maßen seeeeeehr verspäteten Brunches. Was genau, dazu später im Esszimmer mehr. Warum genau, dazu hier mehr, denn hier ins herrliche, wunderschöne, weil rauchfreie Wohntimmer gehört es. Es geht darum, wie ich mich rauchfrei empfinde, wie ich mein rauchfreies Leben empfinde. Erfinde ich mein Leben neu? Irgendwie schon, und doch, letzten Endes nein, denn ich hätte so schon sehr lange leben können. Warum ich das hier jetzt genau darlegen will? Nun, ich hoffe, ich kann ein klein wenig, und sei es nur ein Lot von dem an andere hier "Leidende" abgeben, um ihnen zu helfen.
Lasst mich von Anfang an beginnen, vom Morgen eines Tages, vor dem ich etwas Angst hatte. Nachuntersuchung und Nachkontrolle beim Arzt waren heute angesetzt, welche Resultate würden da zum Vorschein kommen? Gestern abend plötzlich auftretende Beschwerden in der Region, in der die bisher gesetzten Stents sind. So war ich schon etwas nervös. Habe dabei aber merkwürdiger Weise an alles gedacht, nur nich an irgendwelche Beruhigungsziga-rillos oder -retten. Alles was ich noch denken konnte war schlicht: "Alter, mach Schluß für heute, geh ins Bett, halte Bettruhe, wenn du aufwachst weil du nach nebenan (WC) musst, machst du dabei Sichtkontrolle auf Unterblutungen, ggf. noch Druck- bzw. Fingertest, ansonsten ruhe sanft und schlaf dich aus."
Gesagt, getan, ich habe für meine Verhältnisse lange und tief, fest und erholsam geschlafen. Und hier kommt , wo wir schon mal dabei sind, eine
[b][color=green][size=2]Frage an euch alle[/size][/color]
[color=orange][size=2]sowie unsere Lotsen[/size][/color][/b]
mich selbst beobachtend, von Kindheit über Jugend bis jetzt weiß ich, das ich schon immer ein Nestflüchter war und nur sehr selten mehr als sechs Stunden Schlaf pro Tag brauchte. In der letzten Zeit meine ich bei mir selbst zu beobachten, das ich teilweise länger als sechs Stunden schlafe, das mein Schlaf tiefer geworden ist, erholsamer geworden ist. Diesen Eindruck habe ich ab etwa dritte Woche rauchfreiheit und er verstärkt sich von Woche zu Woche.
Ich fühle mich "NICHT" müder als sonst, um da allen Mißverständnissen vorzubeugen. Aber ich merke das wenn ich dann schlafen gehe, ich schneller als sonst einschlafe und dann tiefer und erholsamer durchschlafe. Hat jemand an sich ähnliches beobachtet?
Zurück zum heutigen Tag, ich hatte keine Lust auf Frühstück, dachte, lass es einfach, geh einfach nur, es ist Montag, auf die Waage und dann gleich zum Duschen, lass dir bei allem Zeit, mach es in Ruhe, vermeide hektische Bewegungen. Davor und danach jeweils eine frische Tasse Kaffee, die ich genossen habe und mit Appetit und Lust darauf getrunken habe. Dann wurde es auch Zeit, sich anzuziehen und zum Arzt zu gehen.
Und hier genau fing mein Tag wieder einmal mehr an, ein toller Tag, ein geiler Tag, ein schöner Tag zu sein, weil er rauchfrei ist. Wenn ich sonst aus dem Haus ging, um zur Bushaltestelle zu gehen, hatte ich bereits einen Zigarillo zwischen den Lippen oder holte ihn aus der Packung, dieweil die Haustür hinter mir zuklappte, angezündet war er, wenn die Tür ins Schloß einschnappte.
Heute, wenn ich aus dem Haus gehe, klappe ich das alte Zigarilloetui auf, was ich noch von meinem Vater habe, darin sind meine geliebten [Markenname vom rauchfrei-Team entfernt] und für den kritischsten Fall aller Fälle ein paar Zahnstocher. Ein FF also in den Mund und losgehen zur Bushaltestelle. Es war ein grauer Herbsttag ohne Sonne, zwar ein lichter silbergrauer Himmel aber eben grau. Und dennoch konnte ich lachen und lächeln, schmeckte die frische Minze im Mund, roch den würzigen Herbstgeruch von Kastanien, kickte eine lustvoll den Bürgersteig lang, traf ein Auto :| ... und ging dann lachend und leicht beschingt weiter, freilich ohne weiteren Schaden anzurichten.
Auf halbem Weg zur Bushaltestelle ein Kiosk, der verkauft auczh Coffee to go, davor eine junge Frau, Kaffeepapptasse in der einen Hand, Zigarette in der anderen, so stand sie sichtlich frierend vor dem Shop und versuchte bestimmt, sich so eine gemütliche Pause zu verschaffen. Ich lachte nur in mich hinein, lachte auch wohl selbst, denn sie sah mich, als ich an ihr vorbei ging, befremdlich an. Ich aber dachte: "Diese Art von Gemütlichkeit brauchst du nicht mehr, wie schön ist das denn????" Und ging dann weiter zur Haltestelle. Kurz davor muss ich die Straße überqueren, und sah in der Ferne schon den Bus anrollen. :| "Oh, na nu aber hoppilli, den willste noch kriejen. Kriechste den? Schaffste det, deine Beene inne Hand zu nehmen und die letzten 30 Meter mal richtich zu loofen?"
Ja klar hab ich es geschafft, weil der nämlich um die Ecke bog unbd noch gar nicht meiner war. :D Hab ich aber beim Rennen nicht bemerkt, und kam an der Haltestelle an ..... und jetzt Obacht !!!!! ..... immer noch ohne Schmerzen im Bein .... und immer noch bei gutem Atem, keine erhöte Atemfrequenz. Ist das geil? Wie denkt ihr hab ich mich gefühlt???
Bus und S-Bahn waren bald geschafft, bei der Bäckerei habe ich noch Halt gemacht und für das Praxisteam eine Ladung Kuchen gekauft. Die hab ich abgegeben, und dann in Ruhe die Nachkontrolle und Untersuchung über mich ergehen lassen. In nackten Zahlen: vor Eingriff hatte ich im linken Bein 0,001% Durchblutung durch die Beckenarterie, jetzt sind es 70%, am 31.10. wird der zweite Eingriff gemacht, damit ich wieder auf über 90% komme. Volle 100% sind bei einem Ü50 wie mir nicht mehr machbar, egal ob Raucher oder Sportler. Ist sowas nicht schön zu hören? Ist das ein schöner Tag?
Der Arzt sagte es klar und deutlich, und ich wiederhole seine Worte hier für die anderen pAVK Betroffenen in diesem Forum, aber auch für die Raucher und Ex-Raucher, die noch keinem gesundheitlichem Zwang unterliegen, das Rauchen aufzugeben.
[quote][u]Arzt (Gefäßchirurg und Radiologe) sagt:[/u]
"Herr F., dadurch das Sie nun das Rauchen aufgegeben haben, haben sie Benefits genug. Ich kann Ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass sie nach diesen Eingriffen und bei weiterhin rauchlosem Leben in den nächsten 10- etwa 15 Jahren beschwerdefrei laufen können."[/quote]
Danach bin ich dann leicht beschwingt raus gegangen. Draußen vor der Tür der Griff zu Vaters Zigarettenetui. Eine FF in den Mund und selig lächelnd zu einer großen und genüßlichen Einkaufstour gegangen, Rucksack und Taschen dafür hatte ich schon von zu Hause mitgenommen, denn mein Gefäßchirurg hat seine Praxis in den Obergeschossen einer großen Einkaufspassage.
NanuNana, da wollte ich hin. Ich hatte hier im Forum was von gläserner Spardose gelesen, den Tipp wollte ich realisieren. Hat aber leider nicht so auf Anhieb geklapp, denn gläserne Spargefäße für das täglich gesparte Zigarettengeld hatten sie nicht. Aber sie hatten eine schöne, eine tolle, mir supergut gefallende weil komplett gläserne dreiteilige Teekanne. Und dazu reichlich schöne Wintertees im Angebot, Sorten wie: Cranberry/ Pfirsich, Winterkirsche, Herbstfrüchte, Apfelträume, Spekulatius und Winterüberraschung. Und die riiieeechen ... haaaaa, der Geruch allein schon ein Genuß.
Mit der Beute weiter ins Kaufland, Wagen geschnappt und los, den Gang entlang, als erstes durch die Obst- und Gemüseabteilung. Lasst mich bei der Wahrheit bleiben, ehrlich bleiben, früher, zu Zeiten, da es mich nur als Raucher gab, habe ich Einkaufen gehen gehasst. Dreimal lieber putzte ich Fenster, neun Mal lieber bügelte ich Wäsche. Heute, als Ex-Raucher, mit der Fähigkeit, bereits beim vorbei Gehen an Tomaten und Radieschen, Karotten und Paprika, Orangen und Äpfeln diese riechen zu können, ist einkaufen ein Fest für mich. Ein Fest für meine Sinne, denn jetzt sehe ich sie nicht nur appetitlich liegen, jetzt kann ich auch alle Früchte dort riechen.
Was Wunder das Radieschen und Tomaten, brandenburgische Äpfel aus der Region und Eisbergasalat, Gurken und Karotten, Rettich, Knoblauch, Zwiebeln sowie etliche Samen und Nüsse bald meinen Wagen füllten. Es fanden sich dann aber auch noch weitere Dinge wie Milch, Vollkornmehle und ein paar Wurstwaren, teilweise regions- bzw. länderspezifische Spezialitäten.
So bin ich um 15:30 Uhr glücklich zu Hause angekommen, habe zwei Scheiben Brot und zwei kalte Wiener Würstchen gespätstückt, habe jetzt meinen Tee, die Duftlampen brennen, meine neue Teekanne steht auf dem Tisch auf einem Stöfchen hinter mir, der Tee darin verbreitet zusätzlichen guten Duft, tolle irische Musik im Radio und wünschte, ich könnte euch alle von euren Suchtleiden befreien. Versucht doch einfach mal zu begreifen, um wie viel reicher mein Leben wurde. Nichts vermisse ich!!!!
Es grüßt euch ein freudestrahlender Daniel aus dem Plänterwald