Hallo und guten Morgen, vielleicht auch guten Tag zusammen,
sucht euch bitte die für euch passende Anrede heraus. Wie ihr leicht sehen könnt, schreibe ich das nachts, es ist gerade 04:14 Uhr, ich habe frischen Kaffee neben mir, mein Rechner hat nebenbei den Auftrag, mich musikalisch zu unterhalten, mit wach haltender und aktiver Musik. Die letzte freie Nacht geht dem Ende entgegen, ich bin nich auf, um meinen Körper wieder in den getauschten Tag/Nacht Rhytmus zu schieben. Ab morgen habe ich wieder fünf Nachtschichten vor mir. Das soll jetzt aber alles nicht das Thema sein, das Thema dieses Beitrags soll der heutige rauchfreie Tag sein.
Bevor ich aber beginne, ein paar meiner persönlichen Gedanken zu formulieren, will ich mich erst mal bei euch allen hier bedanken. Ich möchte mich bedanken für die Begleitung durch 200 Tage, ich möchte mich bedanken für eure lieben Worte zu meinem gestrigen 200sten Tag. Dieser Tag gestern war für mich in mehrfacher Hinsicht etwas besonderes. Unter all den Beiträgen hier zu meinem Tag 199 und zum Tag 200 möchte ich auf einen mir persönlich wichtigen gezielt eingehen, ich habe mir gestattet, ihn auf die mir wichtige Essenz eingekürzt hier wieder zu geben.
[quote="srrauchfrei"]Hattest Du vor etwa 195 Tagen eine leise Idee davon, wie Du Dich heute fühlen würdest?
Wurde sie übertroffen? [/quote]
Nein, Silke, ich hatte nicht den blassesten Schimmer. Ich wusste nur was alle zu wissen glaubten, manche glauben es leider immer noch, dass ich etwas vermissen würde. Ich hatte, tiefenpsychologisch gesprochen, Verlustängste. Genau die gleichen wie ihr auch, die gleichen die jeder hier hatte oder vielleicht auch noch hat. Wie sehr diese Verlustängste eine Einbildung, ein gigantischer Selbstbetrug sind, habe ich erst im Laufe der Zeit erfahren. Wobei ich allerdings das unerhörte Glück hatte, dass sich diese Erkenntnis bei mir schon relativ früh durchgesetzt hat, so etwa ab Tag 10, und dann einfach nur noch durch jeden schönen rauchfreien Tag vertieft wurde.
Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass es auch bei mir immer wieder mal zu dieser oder jener, wie wir hier zu sagen pflegen, Schmachtattacke, zu einem Jieper kam. Und diese kommen bis zum heutigen Tag immer wieder mal vor. 33 Jahre mit Zigaretten/Zigarillos sind eine zu lange Zeit, um die 1000e von Stunden Erfahrungen mit den Glimmstengeln einfach so abzutun. Zu viele Situationen waren mit den Glimmstengeln verknüpft.
Insofern muss meine Antwort auf diese Frage
[quote="srrauchfrei"]Wurde sie übertroffen? [/quote]
korrekter Weise lauten: Nein, meine Gedanken, meine Ideen, wie ich mich in diesen Tagen fühlen würde, waren falsch. In den ersten zehn Tagen gab es Verlustgefühle, ja. In den ersten fünf Tagen überspielte ich diese in einer in meinem Leben so nie dagewesenen Putzorgie. :oops: Zum einen lenkte mich die Putzorgie ab, zum anderen ermüdete sie mich, was mich zwischendrin ausruhen, ja sogar schlafen ließ. Und wer schläft, hat auch kein Bedürfnis zu rauchen. Zum anderen wurde mir durch diese Putzorgie klar, was ich mir, was ich meiner Wohnung, was ich meinen Katzen angetan habe mit der Raucherei.
Wer die Reste der vermaledeiten Quarzerei nie mit eigenen Händen, mit eigener Hände Arbeit aus einer Wohnung entfernen musste, dem geht bedauerlicherweise eine große Motivation und ein großes Stück Lehre verloren. Da ist aber noch ein weiterer Punkt, und auch dieser ist für mich persönlich eine sehr große Motivation gewesen. Mit jedem Eimer schmutzig braunem Wischwassers von was auch immer, den ich wegschütten durfte, mit jedem gereinigten Gegenstand, den ich nun stolz betrachten durfte, wuchs bei mir Erkenntnis, dass ich nie wieder an diesen Punkt kommen will. Und mit jedem Eimer und jedem Gegenstand wurde mir klar, um wie viel schöner und qualitativ hochwertiger das rauchfreie Leben ist.
Und damit wuchs meine Motivation in einer steilen Aufwärtskurve. Ich werde ihn nicht vergessen, den 17.09.2016, an dem ich vom ersten Einkaufen seit Rauchstop am 12.09. heimkam. Ich hatte alle Zigaretten an der Kasse ignoriert, und es fiel mir sehr leicht. Ich hatte auch neue Ausstattungsgegenstände (neue Decken für meine Katzen, die alten waren nicht mehr waschbar, wollte ich auch meiner Maschine nicht antun) geholt. Der Stolz, ohne Zigaretten vom Einkauf zurück zu kommen, der Stolz und das neue Gefühl in einer nun weitaus besser riechenden Wohnung anzukommen, war unbeschreiblich. Und damit ist das Stichwort gefallen:
[size=2][color=green][b]Ich war angekommen![/b][/color][/size]
[quote="srrauchfrei"]Dein Weg hierhin war nicht immer leicht, umso mehr darfst Du Dich belohnen und freuen, einfach riesig freuen!
Und belohnen, vielleicht hiermit :cornet:[/quote]
Der weitere Weg war dann für mich bedingt durch diese Erkenntnisse für mich um ein vielfaches leichter als für viele andere. Und ich bin den Weg gerne gegangen und werde ihn weiter gehen, ich werde ihn mit Freude gehen.
Meine Belohnung gestern? Bescheiden, sehr bescheiden, und doch, für mich, tiefgreifend schön.
Ein ganzes Stück Apfelstrudel mit Vanilleeis, :|:oops::lol:
dazu frischer Kaffee.
Das alles in einem Biergarten, umrahmt von blühenden Forsythienhecken, am Rande einer Kleingartenkolonie, zwischen Britzer Zweigkanal und Kleingartenanlage, in einem nach der Winterpause gestern wieder frisch eröffneten Lokälchen, klein, versteckt, aber fein und mit unglaublichen Charme, fernab vom Lärm der Welt, vom Straßenlärms Berlin, in zwar etwas windigem aber sonnigen Frühlingswetter von Berlin.
Es grüßt strahlend der glückliche Ex-Raucher Daniel aus dem Plänterwald