Hallo und guten Tag alle zusammen,
zunächst erst einmal: Habt alle meinen aufrichtigen Dank für eure Anteilnahme. Das sind viele verschiedene und doch wieder letztlich nur ein Thema berührende Zuschriften an einem einzigen Tag. Habt generell alle meinen Dank.
Ella scheint mit ihrer Frage einen Nerv getroffen zu haben, habe ich einen Nerv mit meiner Antwort getroffen?
Ich sage es euch wie es ist, ich wäre heute gerne schon früher hier aktiv gewesen. Aber ich bin immer wieder abgelenkt worden durch dieses eine Thema. Ich habe immer wieder versucht meine Situation hier für euch zu analysieren um heraus zu finden, was denn nun eigentlich die Formel meines Erfolges ist. Je mehr ich in die Thematik einsteige, je tiefer ich grabe, umso klarer wird mir:
Ich kann es nur mit klaren und wahren Beschreibungen, die klar machen, was genau mich bewegt.
Lasst uns mal in der Zeit zwei Jahre etwa zurück gehen. Oktober, das heißt in Berlin findet das sogenannte Festival of Lights statt. Für mich immer ein Highlight des Jahres, ich beantrage grundsätzlich für diese Zeit Urlaub. Jeden Abend ab 17:30 Uhr etwa ziehe ich los, mit genau geplanter Route, welche Objekte ich am Abend fotografisch einfangen möchte, wohin ich will. Meist komme ich dann immer gegen 00:00 bis 01:00 Uhr wieder zu Hause an. Das ist der Moment, wo ich zu Hause den Rechner anschmeiße und alle am Tag gemachten Fotografien und Videofilme aus der Kamera in den Rechner übertrage, und die Speicherkarten (ja, Plural) meiner Kamera wieder leere, die Kamera Akkus wieder ins Ladegerät stecke. Und noch in der gleichen Nacht von 01:00 bis max 06:00 Uhr findet schon die erste grobe Aus- und Be-wertung aller Tagesergebnisse statt. Dann geht's ins Bett und der Tageskreislauf schließt sich bis ca.16:00 Uhr, wo ich wieder aufstehe und mich für die nächste Tour fertig mache.
2014 konnte ich alle intensiven Laufstrecken noch relativ gut bewältigen. Ich spürte zuweilen dann und wann mal Beschwerden, pausierte dann ein paar Minuten, eine Zigarillo Länge, ich hab dann immer eine geraucht (wie idiotisch, ich hab ein Holzscheit nachgelegt), und dann ging es wieder weiter. Im November, zum 25sten Jahrestag des Falls der Mauer, für mich riesengroßes Kino, ich hatte für alle drei Tage Urlaub genommen, das annähernd gleiche Bild. Ich bin jede Nacht mit meinem großen Kamerarucksack eine Teilstrecke an der Lichtergrenze entlang gewandert, habe die ganze Lichtkette in den drei Tagen abgewandert. Wir sprechen von 15 Kilometern, damit wir uns da klar sind. Und zu diesem Event war ich grundsättzlich die ganze Nacht von 18:00 bis 06:00 Uhr unterwegs. Und ich konnte das alles prima laufen. Klar, hin und wieder mal Muskelschmerzen, so diagnostizierte ich sie selbst, gib dem Bein etwas Ruhe, mach ne Pause, rauch eine und dann ist alles wieder gut. (So dämlich hab ich wirklich gedacht.)
Das Jahr 2015 plätscherte dahin, meine Beinbeschwerden verschwanden, tauchten wieder auf, verschwanden wieder, tauchten wieder auf. Den Rhythmus habe ich nicht beobachtet, nicht verfolgt, dachte bei mir, naja, bist halt auch nicht mehr der Jüngste. Festival of Lights 2015 kam, es lief, ich hatte dazu Besuch aus Westdeutschland, habe den Bärenführer gespielt. Der Mann ist im gleichen Alter, der Mann ist Raucher, wir pausierten also beide dann und wann einmal, er wegen Luftnot, ich wegen Beinschmerzen. Und beide nahmen wir einvernehmlich Rücksicht auf den anderen, qualmten und quarzten uns durch Berlin und das Festival of Lights, machten die Fotos und Filme, die wir machen wollten, genossen ein schönes Stück Berlin, einschließlich eineiger langer Tagesspaziergänge durch den Park von Schloß Sanssouci in Potsdam oder dem Berliner Zoo.
Danach wieder zurück in die Arbeit, das Arbeitsjahr lief, es wurde 2016 und langsam begriff ich, dass die Strecken, die ich schmerzfrei laufen konnte, immer kürzer wurden. Es dämmerte mir, das beschwerdefreie Phasen nicht mehr wiederkamen, die Beschwerden anfingen, Kontinuität zu bekommen und an Dynamik ebenfalls gewannen. Das war für mich dann im März des Jahres Anlass, erstmalig zum Arzt zu gehen, und bereits da hatte ich den klaren Verdacht: [i]Daniel, du hast doch ne pAVK, soviel steht fest. Ist ja auch kein Wunder du Döspaddel, du rauchst, wie'n Schlot, deine Ernährung, die Art und Weise hat deutliches Optimierungspotenzial, du gehörst also in die klassische Risikogruppe für eine handfeste Arteriosklerose, ihre Sonderform pAVK, auch bekannt als Schaufensterkrankheit oder Raucherbein. Geh endlich zur Ärztin![/i]
Aber die Ärztin diagnostizierte etwas anderes, ein Vorkommnis, was teilweise eine gleiche Symptomatik hat und für meine Berufsgruppe ebenso logisch wie authentisch war. Noch heute klkingen mir ihre Worte im Ohr: "Machen Sie sich keine Sorgen, sie haben keine pAVK. Ich überweise sie zum.... ." Untersuchung von Wirbelsäule und Rücken, Physiotherapie eines heute im Nachhinein betrachtet gesunden Rückens. Und klar, nur allzu bereitwillig nahm ich die Diagnose an. Bedeutete das doch, das ich weiter rauchen konnte, weiter abends nach dem Spätdienst zu Hause eine üppige Mahlzeit zu mir nehmen konnte, oder mich mal mit der ein oder anderen Tüte Chips oder Erdnussflips für eine harte aber überstandene Schichtwoche belohnen durfte, und das also alles ganz gefahrlos, denn mein Verdacht war ja von der Ärztin, der Fachfrau aus dem Weg geräumt worden.
Es kam der Sommer, die schmerzfrei laufbare Strecke reduzierte sich langsam auf unter 200 Meter. Ich wusste, es war so geplant, das ich im Juli Urlaub haben würde, machte mir einen Plan, nun der Sache jetzt dann doch gründlich auf den Grund zu gehen. Es kam anders. Wegen kontinuierlichem Personalmangel musste ich meinen geplanten Urlaub verschieben bis in die erste Septemberwoche. Bis dahin weiter durch arbeiten, hart durcharbeiten, mit teilweise bis zu 50 Überstunden, was der Extremfall im Juli war. Altenpflege halt, die Pflege liegt schon lange am Boden. Die letzten Arbeitstage im August wurde es dann immer böser. Schmerzen im Bein von maximaler Stärke. Eine Patientin beim Gefäßchirurgen im Wartezimmer beschrieb sie wie folgt: Solche Schmerzen habe ich seit den Geburtswehen meiner Kinder nicht mehr gehabt. Man möchte schreien, tut es aber nicht.
Nun, ich habe nicht den Vorzug der Erfahrung dieser Frau, ich habe keine Kinder zur Welt gebracht, schade eigentlich ;) .... aber ich nehme es ihr so ab, wenn sie es so sagt. Und da, während der letzten Arbeitstage im August begriff ich es:
Es gibt nur [b][u][color=red][size=2]EINEN EINZIGEN WEG[/size][/color][/u][/b] aus der Nummer,
Es gibt nur [b][u][color=red][size=2]EINEN EINZIGEN WEG[/size][/color][/u][/b] zurück zu dem, was man ein normales Leben nennt
[*] 1tens: aufhören zu rauchen
[*] 2tens: Ernährung rigoros umstellen
[*] 3tens: zur Ärztin und auf klarer, hieb- und stichfester Ausräumung meines Verdachts bestehen oder Bestätigung und dann sofortige Therapie
Liebe Mituser in diesem Forum, die ihr alle unter bestimmt scheußlichen Entzugserscheinungen leidet, seht auf mich. Was ihr bekommt, wenn ihr den Attacken nachgebt, ist weitaus schlimmer, beeinträchtigt euer komplettes Leben, von Arbeitsleben über Freizeitgestaltung bis hin zum Schlaf, denn in meinem Stadium der Kankheit hat man bereits schon die sogenannten Ruheschmerzen.
Am 09.10., übermorgen, startet das Festival of Lights 2016.
Ohne mich, weil ich A:|:|:|:|loch lustig munter weiter geraucht habe.
Ich könnte :cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry::cry:
War ich jetzt verständlich? Ich weiß es nicht, ich hoffe es. War ich jetzt ehrlich? Ja. Hab ich jetzt einen Beitrag zur Unterhaltung hier geleistet? Nein, wollte ich aber auch nicht, ich wollte euch klar machen, wie man denken muss.
Es grüßt Daniel der Plänterwäldler,
der sich auf den 10.10. freut wie ein Kind, weil er weiß, dasses danach mit Höchstgeschwindigkeit, sozusagen auf der Überholspur, zurück geht in ein verdammt schönes Leben.
Ein Leben das viel zu schön, viel zu genussreich ist, um es sich durch Rauchen zu mit 100%iger Sicherheit zu zerstören.