Hallo und guten Morgen alle zusammen,
da ist gerade ein wenig Zeit übrig, um euch weiter zu berichten von einem der auszog, eine neue Hose zu Kaufen und dabei das Gruseln zu lernen.
Wie interessierte Leser noch wissen, hatte ich nach erstem vergeblichen Versuch den Kampf nicht aufgegeben, sonder im Gegenteil, ich hatte eine Umkleidekabine belegt und war willens, mich weiter ins Getümmel zu stürzen um dann irgendwann ein Beinkleid annektieren zu können. Es galt aber erst mal, die erste ausgewählte, nur mit Schuhlöffel anziehbare Hose wieder loszuwerden. Gewissenhaft klammerte ich sich in die Klammern der Bügels, hängte sie zurück an den Kleiderständer und ..... hob die Hose daneben vom Boden auf, die durch das Aufhängen meiner runtergefallen war. Man ist ja ordentlich, also nahm ich den Bügel dieser Hose, hängte sie in die Klammern, dann an den Ständer, mit dem Erfolg, das nun meine plus deren Nachbarhose gemeinsam am Boden lagen. Was macht man nun? KLar, ich könnte mich umschauen ob auch wirklich niemand zu mir sieht und all das Elend ausser Sichtweite unter den Kleiderständer kicken.
Tat ich nicht, ich entdeckte einen leeren Kleiderständer mit einem Schild, auf dem stand zu lesen: "Gerne hängen wir Ihre Anproben wieder zurück." Ich verstand, die masochistischen Neigungen des Verkaufspersonals wurden mein Glück. Ich war Willens, soeben die erste Hose an den Bügel zu Klammern, da hörte ich "TWÄNNNNG", danach ein kurzes "PLing", ich blickte in meine Hände, die Metallfeder der Bügelklammer war gegen den nächsten Spiegel geschossen, unter mir lagen die beiden schwarzen Klammerbacken. In der löblichen Absicht, nicht noch mehr schaden anzurichten entschied ich mich, die Hosen über die Stange des Kleiderständers zu hängen, die Bügel daneben. Erleichtert wie nach dem morgendlichen Toilettengang hatte ich nun wieder Augen und Hände frei, nach weiteren Hosen zu suchen.
Mich langsam drehend umsehend nach weiteren Kleiderständern mit Herrenhosen hörte ich mit einem Mal hinter mir eine Stimme. "Darf ich Ihnen helfen?" :| Es war jener Junge vom Stamme der Azubi. "Nun ja," sagte ich "Sie dürfen gerne, wenn Sie können, ich hatte diese Hose probiert, die schien mir Ihren Angaben nach eine gute Wahl zu sein, aber ich fürchte, das war zu schmal, ich kam nicht rein." "Oh" sagte er "dann schauen wir vielleicht besser mal hier, wenn Sie mir bitte folgen wollen?" Ich ging ihm nach, besser gesagt, schlich ihm nach, denn seine Bewegungsabläufe und das Tempo erinnerten mich immer noch frappierend an Tapetenkleister, angerührt für extra schwere Rauhfaser.
An einem anderen Ständer angekommen hielt er mir eine Hose entgegen, vielsagend lächelnd: "Schauen Sie sich dieses kornblumenblaulilagrau Melieret, diese Nuancen," dabei hielt er mir eine Hose entgegen, die ich bestenfalls als blasses, ausgebleichtes Jeansblau deklariert hätte, auf Kniehöhe bedenkliche Beschädigungen, wie sie heutzutage alle Jugendlichen tragen. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, ich betrachte diese Mode als Fall für den Reißwolf oder den guten alten mit seinem Transporter F 20 H durch die Strassen tuckernden Lumpensammler. Der Schnitt der Hose wies zusätzliche Erinnerungsmerkmale an die Zeit auf, in der noch mit Glocke bimmelnde Lumpensammler durch die Straßen tuckerten.
Ich sah mich, diese Hose anhabend, auf meinem eignen Sofa liegend meine Katzen beglückend, jede von ihnen wäre mit Begeisterung in eins der Hosenbeine gekrochen, hätte sich dort drei bis vier Mal gedreht, bevor sie sich dann zur Ruhe gebettet hätten. Was ein Hosenschlag. Treffender weise hieß das Hosenmodell, so entnahm ich dem Schild am Ständer "Woodstock". Erfahrene Leser können sich jetzt sicher in Bild der Hose machen, es fehlte nur noch ein drei Finger breiter Gürtel mit Handteller großer Schnalle. "Das ist das neueste auf dem Markt, ein Reveifall Modell" beschied mir der Jüngling. Ich nickte anerkennend und dachte bei seiner Aussprache: 'Der Englisch Kurs muss sich erst noch bezahlt machen, wird aber noch.'
"Ich danke Ihnen, aber das ist nicht unbedingt, was ich suche. Ich schau mich mal selber noch weiter um, vielen Dank einstweilen." Sprachs, lächelte ihm noch mal freundlich zu und trollte mich meiner Wege zu weiteren Hosenständern. Wie waren noch die Lottozahlen? Ich kam ins Grübeln. Herrenausstatterlotterie 2 aus 150, wir spielen weiter, da fiel mir noch über die Zahlen grübelnd eine Hose auf. Schlichtes Sandbeige, im Jargon der modisch gebildeten hieß die Farbe wahrscheinlich Tibetorange. Kopf schief halten, mit Neigung nach links, nochmal nach rechts, schnappen, rein in die Kabine, anprobieren. Was man so anprobieren nennt, denn wer schon einmal eine leicht feuchte Lederhose anhatte weiß, was es bedeutet, aus solchen dann raus zu kommen.
Verschärft durch die Proportionen einer deutschen Umkleidekabine kein leichtes Unterfangen. Dann rein, in die andere Hose. Es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte laut Juch-heit, denn sie saß, passte, wackelte und hatte Luft. Die Nummern auf dem Größenschild waren nicht weit, doch entscheidend von den Angaben des Jünglings entfernt. Nun, er lernt noch, ich mag da gerne nachsichtig sein, ich war auch mal einer vom Stamme der Azubi. Da die nun passte dachte ich, nach der Größe schauend eventuell noch eine weitere Farbe zu ergattern, sozusagen gleiche Hose, nur andere Farbe. Gab es auch, in Bordeaux-rot, so würde ich es nennen. In der Modebranche nennt sich die Farbe wahrscheinlich toskanisch-herbstlaub-rot. Ich liebe diese modischen Farbbezeichnungen schon immer, Farben wie Quarkweiß und Schamrot, Bischofslila, Hornhautbeige, Allerseelenschwarz. Wie auch immer, auch diese Hose sackte ich ein und begab mich wieder in meine Kabine, probierte die noch, auch sie passte.
So hatte ich es geschafft, war glücklich, ich hatte zwei Hosen an einem Tag gefunden. Raus aus der roten, rein in die Lederhose, die Schuhe, diese zubinden ..... GGRRRZZZZZ .... sagte mein Schnürsenkel und teilte sich. Eidechsen habe eine ähnliche Fähigkeit, auch sie werfen bei Belastung den Schwanz an einer Sollbruchstelle ab. Nur regenerieren sie diesen, meine Schnürsenkel tun das nicht. Ich tat, was man als einziges tun kann in solcher Situation, die zwei enden zusammen knoten, Schuhe zubinden und an die Kasse gehen um zu zahlen und draußen dann nach einem Schuhgeschäft zu suchen.
Könnt ihr mein Glücksgefühl verstehen für diesen Tag. Ich war zwar nicht zum Arzt gekommen, ich wurde nach erfolgter Heimkehr zu Hause noch zur Arbeit gebeten, aber wenigstens eine Baustelle war abgearbeitet. Und wenn ihr euch nun fragt, warum ich euch das alles erzählt habe, dann habe ich darauf eine einzige und wahre Antwort:
Um euch mit dem Lesen von eventuellen Rauchgelüsten abzulenken und euch ein wenig zu erheitern.
In diesem Sinn, euch ein schönes Wochenende, möge es erholsam sein, denjenigen unter euch, die arbeiten müssen, wünsche ich ruhige Schicht,
es grüßt euch freundlich,
Daniel aus dem Plänterwald