So, noch mal kurz lüften und Staub wischen. War ja schon lange nicht mehr hier. Wo ist denn der Schlüssel? Den hab ich ja noch nie benötigt, war immer offen die Tür hier für meine gute Stube. Ich habe sie mir selbst verschlossen - vor 78 Tagen, als ich, aus einem Stress heraus und im Affekt, mir gleich 2 Glimmstengel drehte und das Rauchen genoss. In dem Moment war es gut. Es sollten nur die zwei sein! Ich habe die Macht meines Suchtgedächtnisses unterschätzt - es war sofort wieder bei 100 Prozent. Toll:bang:
Was ist passiert seit dem: Anfangs habe ich mir nur ein paar von den Dingern aus dem Tabakbeutel meiner Frau gedreht und im Holzschuppen oder im Kellerabgang, wo mich niemand so schnell sieht, heimlich wie ein Jugendlicher geraucht. Mit 58 Jahren rauche ich wieder heimlich, eine echte Posse. Wie peinlich das alles doch ist! Und genau diese Peinlichkeit lässt mich mich verstecken. Und ich oute mich auch nicht, weil ich dann ja offiziell auch wieder in Gesellschaft rauchen dürfte, könnte...
Im meinem Betrieb konnte ich meine Sucht zuerst ganz gut verstecken. Ich habe Stellen gefunden, wo mich keine Überwachungskamera erfassen konnte, ich habe Strategieen entwickelt, wieso ich mal raus aus dem Büro musste... hier und da bin ich dann aber doch aufgeflogen und tat dann sehr selbstbewusst, dass es halt mal sein muss eine zu rauchen.
Es hat eben nur nichts mit "Selbstbewusst" zu tun. Und mit Selbstbestimmung erst recht nicht! Diese Erkenntnis, wieder über mich selbst zu bestimmen war seinerzeit so wertvoll, als ich dem Rauchen abgeschworen hatte - vor jetzt über 6,5 Jahren!
Wie geht es weiter? Aktuell bin ich noch nicht so weit und auch noch nicht sooooo motiviert. Das heißt: Doch ein wenig motiviert bin ich schon. Denn dieser Nebelrauch draussen hat sich auch in meinem Innern etabliert. Das stört! Ich muss mir erst mal wieder so richtig klar machen, dass das Rauchen nicht zu mir gehört, dass es mich schwächt in so vielen Belangen.
Ich kann momentan noch nicht anknüpfen an meine Euphorie damals, an die vielen tollen Erfahrungen, die ich seinerzeit machen durfte. Dieser Ausstieg wird anders sein als der in 2018.
Hui, und jetzt, wo ich so vom Ausstieg schreibe... so automatisch... vielleicht bin ich doch schon weiter, als ich es mir hier konstruiere.
Ich werde jetzt dieses Wohnzimmer schliessen. Es dokumentiert für mich (und vielleicht auch für andere?) eine tolle Zeit, die ich wie einen Schatz in mir pflege. Ich war 2320 Tage rauchfrei! Vor 78 Tagen habe ich wieder angefangen (nur fürs Protokoll). Wenn ich wieder soweit bin wird eine neue gute Stube eröffnet.
Mein aktueller Wunsch: All diejenigen, die kippeln, die vielleicht einem schwachen Moment ausgeliefert sind, die aufhören wollen zu Rauchen und immer wieder ähnliche Gründe für das Vermeiden des Stopps finden... all denen kann ich nur wünschen stur und stark zu sein. Das war seinerzeit eine Parole - ich glaube vom Ollen Tuppes Henry und von Paul - die mich in Krisenzeiten über Wasser gehalten hat. Mit den Jahren werden die Erinnerungen durchsichtiger. Holt immer mal wieder den Malkasten aus der Schublade Eurer Talente heraus und macht das eigene innere Erleben bunter und nicht rauchgrau. Ich suche meinen Malkasten gerade noch.
Wo ist er denn jetzt, der Schlüssel? Ach, auch egal, bleibt meine gute Stube "Ich gehe das es jetzt an" offen.
Alles Liebe und auf bald,
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