Mein liebes Rauchfreitagebuch,
Rauchen, was ist das? Habe ich einmal geraucht? Ich glaube ja. Entfernt kann ich mich noch daran erinnern - an die Handlung an sich, Kippe drehen in den Mund stecken anzünden, dran ziehen, einatmen, ausatmen, husten, dran ziehen, einatmen, ausatmen, Autsch... Rauch im Auge, Kippe aus dem Mund, Mist, jetzt bleibt das Blättchen kleben, Aua, das tut weh, Augen reiben, Kippe wieder in den Mund, ziehen, einatmen, ausatmen, Kippe abaschen, oh Shit, auf das neue Hemd, Brandloch, na toll, blöde Qualmerei, Kippe wieder in den Mund, ziehen, einatmen, ausatmen, Kaffeetasse hochheben, trinken, Kippe zu nah am Ascher gehalten, Glut fällt ab und brennt eine schwarzes Löchlein in den guten Terassentisch der Freunde, bei denen ich zu Besuch bin und merke es nicht. Kippe wieder in den Mund, ziehen. Die ist aus! Ekliger kalter Geschmack breitet sich aus, die Bescherung wird erkannt, den Freunden gebeichtet, die Haftpflicht unterrichtet. Die Kippe im Ascher ausgedrückt. Ach, die war ja schon aus. Habe ich schon wieder vergessen. Die gelben Finger stinken. Auf den Stress erst mal eine rauchen... [u]Was für ein Blödsinn![/u]
Ich kann mich an die Handlung erinnern, aber nicht mehr so recht an die Bedeutung, die das Rauchen einmal für mich hatte. Ganz entfernt, aber wirklich ganz ganz weit weg, ja da war es irgendwie schön, so meine schwache Erinnerung? Aber was genau? Ich weiss es nicht mehr. Mir fehlt der Zugang. Er fehlt mir auch, weil es in meinem jetztigen rauchfreien Leben (hui, wie sich das anfühlt :D) so unendlich viele neue andere Dinge gibt, die zuvor nicht da waren. Neben 10 zugelegten Kilos (nicht weiter schlimm, stehen mir ganz gut:)), weil das Essen einfach besser schmeckt, ist da viel mehr Lebensfreude in mir, gute Laune, Selbstbewusstsein, ich kann meine Hemden bis zum Verschleiss tragen wenn ich will und muss sie nicht vor deren Lebensende wegen Brandlöchern entsorgen. Ich habe eine immense Ausdauer in allen Bereichen, fühle mich wach und fit, treibe Sport. Und jetzt, wo ich es so schreibe, stelle ich fest, das es schon ewig her ist, dass ich Kopfschmerzen hatte. Ängste sind so gut wie gar nicht mehr vorhanden - weder vor eventuellen Krankheiten noch vorm Zahnarzt.
Ich habe aufgehört, weil der Stress nicht weniger wurde durchs Rauchen, weil es sich ungut anfühlte so stark husten zu müssen bis kurz vor dem Erbrechen, weil es mir vor mir selbst peinlich war beim Treppensteigen zu schnaufen wie eine Dampflok mit undichtem Sicherheitsventil. Ich habe damit gebrochen, weil es mir in einer sehr schwierigen Phase meines Lebens nur noch mehr das Leben schwerer machte, Energielosigkeit fabrizierte, die Hoffnungslosigkeit nur weiter unterstrich. Rauchen um der eigenen Existenz willen und gegen meine eigene Existenz. Nein, das wollte ich nicht mehr. Aber wie mache ich das - mit dem Rauchen aufhören. Gegoogelt, dieses Forum gefunden lange mitgelesen, angemeldet, gelesen, geschrieben, entschieden aufzuhören, Datum gesetzt und ganz außergewöhnliche Unterstützung erfahren. Wunderbare tolle Menschen durfte ich kennenlernen, wenn auch nur virtuell aber deshalb nicht weniger hilfreich. Ich möchte fast sagen: Dieses Forum hat mich gerettet - Nein/Ja, ich habe die Entscheidung getroffen, allein, aber mit Euch ging es leichter der Entscheidung auch Taten folgen zu lassen. Ich bin sehr sehr dankbar und glücklich, dieses Forum und Euch gefunden zu haben. Es ist eine ganz außergewöhnliche Erfahrung für mich. Ein ganz ganz grosses, herzliches Danke dafür an Euch.
Alles Liebe,
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